Diese Gebäude werden in den verschiedenen Regionen unseres Landes unterschiedlich gruppiert, dann spricht man von einem Hof oder Gehöft. Ausser den Gebäuden gehört zu einem Hof aber auch noch die umgebende Flur, Gärten, Acker, Wiesen, Weiden, Wald. Das ist der Hof im weiteren Sinn.
Im Freilichtmuseum ist es nur in seltenen Fällen möglich, einen vollständigen Hof mit allen Gebäuden zu übernehmen. Meistens sind bereits einzelne Bauten verschwunden, weil sie nicht mehr gebraucht wurden. Deshalb werden im Museum Gebäude zu einem Hof zusammengestellt, die zwar aus verschiedenen Orten, jedoch aus derselben Region stammen und mit derselben Wirtschaftsform zusammenhängen.
Der Hof aus dem Berner Mittelland setzt sich aus folgenden Gebäuden zusammen:
- Haus von Ostermundigen BE
- Speicher von Ostermundigen BE
- Stöckli von Detligen BE
Die Höfe im Berner Mittelland nennt man «Gruppenhöfe», weil bei ihnen ein grosses Haupthaus, das Wohn-und Wirtschaftsteil vereinigt mit weiteren Einzweckbauten, wie Speicher und Stöckli vereinigt sind. Das Berner Mittelland ist ein Gebiet des vorwiegenden Ackerbaus,
daher benötigte man im Haupthaus Platz für die Getreidegarben, die man im Sommer einlagerte, ferner einen Dreschraum (Tenne), um im Laufe des Winters das Getreide zu dreschen, und Kornkästen im Speicher, um die gewonnene Frucht zu lagern.
Man muss auch wissen, dass viele Familien während Jahrhunderten auf demselben Hof wohnten. Das war möglich, weil beim Erbgang (Tod oder Übergabe) der jüngste Sohn den Hof erbte. Damit wurde den Höfen die Beständigkeit gesichert und ein bedeutungsvoller Familienstolz gewahrt. Die ledigen Brüder und Schwestern halfen dem Hofbesitzer unter Verzicht auf viele persönliche Wünsche, um die Einheit und Lebensfähigkeit der Höfe zu gewährleisten. Wenn sie sich selbständig machen wollten, muss-ten sie gegen eine geringe Abfindung die Höfe verlassen, einen Hof zu kaufen suchen oder anderswo Arbeit finden.
Wenn der alte Bauer den Hof seinem Sohn übergab, zog er sich mit seiner Frau ins «Stöckli» (Alterswohnung) zurück. Das ist ein manchmal kleines, aber sehr reizvolles Wohnhaus, meist ohne einen zugehörigen Wirtschaftsteil. Bei dieser Übergabe wurde auch vertraglich vereinbart, was der abtretende Bauer beanspruchen konnte. So wissen wir vom Bauern, der sich 1823 ins Stöckli von Detligen zurückzog, dass er ausser Wohnung im Stöckli, Heizung und Kleidung von seinem Sohn jährlich verlangen konnte: «Ein fettes Schwein, nicht minder als 200 Pfund schwer, 4 Mütt sauber gereinigtes Korn, 6 Mäss Roggen, täglich eine halbe Mass Milch von der Kuh weg, 20 Pfund Anken, 50 Eier, 10 Mäss gute Äpfel, Birnen, Pflaumen, Zwetschgen, Kirschen, Kraut, Erdäpfel, Bohnen, Rübli, was er zu seinem Gebrauch nötig hat». Der Bauer und seine Frau führten im Stöckli einen eigenen Haushalt, während der Sohn mit seiner Frau und den Kindern im Haupthaus wohnten. Wenn es nötig war, konnte man sich gegenseitig aushelfen, befand sich das Stöckli doch stets nicht allzu weit vom Haupthaus entfernt.
Das Haus von Ostermundigen bildet demnach das wichtigste Gebäude. Es vereinigt einen grossen Wohnteil mit dem Wirtschaftsteil (Pferdestall, Tenn, Futtergang, Grossviehstall), es ist also ein Vielzweckbau. Der im Museum stehende Bau wurde 1797 anstelle eines wenige Monate vorher abgebrannten Hauses errichtet. Damals war der Erbauer, Bendicht Gosteli, ein einflussreicher und begüterter Mann, besass er doch 120 Jucharten (l Juchart = 36 Aren) Land. Deshalb liess er sich ein repräsentatives Haus erbauen: Gross und breit, teilweise gemauert, mit einer Gübellaube und einer prächtigen Ründi geschmückt, verziert mit Malereien (Blumen, Vögel) auf der Laube, einen marmorisierten Laubenpfosten, grossen, auf die Scheunenwand gemalten Fenstern (Illusionsmalerei) und dem prächtigen Familienwappen, das ganze Holzwerk mit grauer Farbe bestrichen, um von weitem einen Steinbau vorzutäuschen. Von der Rückseite führt eine geschwungene Einfahrt über eine Rampe zur grossen Scheune, in der die Vorräte an Heu und Getreide sowie Fuhrwerke und dergleichen untergebracht waren. Vor dem Haupthaus befindet sich der von einem Zaun umgebene Gemüse-, Kraut- und Blumengarten. Er ist der Stolz der Bäuerin, und sie pflegt ihn daher so, dass jeder Vorübergehende mit Ehrerbietung an die Pflegerin des Gartens denkt.
Zum Haupthaus gehört selbstverständlich ein Speicher. In diesem Fall konnte das Museum sowohl das Haupthaus, wie den Speicher übernehmen. Beide Gebäude wurden so wiederaufgebaut, wie sie in Ostermundigen standen. Der Speicher steht so, dass er von der Stube des Haupthauses aus leicht überwacht werden kann. Er enthält ja in den verschiedenen Geschossen die Schätze des Bauern, im Keller Most, Gemüse, Kartoffeln, ferner in den Kornkästen verschiedene gesondert aufbewahrte Getreidesorten, ferner Kleider, Trachten, Wäsche, auch Wertpapiere oder Schuldscheine, Dörrfrüchte, Rauchfleisch und vieles andere.
Der Speicher ist vollständig in Holz erbaut und stammt aus dem 18. Jahrhundert. Wir wissen, dass der Hof um 1810 sogar zwei Speicher aufwies, von denen der eine mit Stroh bedeckt war. Bei der Übernahme ins Museum war allerdings nur noch ein Speicher vorhanden. Das Gebäude ist als Bohlenständerbau konstruiert und besitzt im Obergeschoss eine umlaufende Laube, auf der man allerhand landwirtschaftliche Produkte trocknen und aufbewahren konnte.
Das Stöckli von Detligen stammt ebenfalls aus dem 18. Jahrhundert. Es ist unterkellert und besass im gemauerten Erdgeschoss eine kleine Küche und ein Stübchen. Im Freilichtmuseum wurde im Küchenraum ein Backofen eingebaut, hier wird nach alter Art knusperiges Brot ge-backen. In der Stube steht ein Webstuhl, auf welchem fleis-sige Weberinnen mit geschickter Hand Leinentücher weben. Das Obergeschoss ist in einer einfachen Fachwerkkonstruktion errichtet und besitzt auf drei Seiten eine Laube. Die gegen die Sonne gerichtete Giebelseite wird bereichert durch eine schön geschwungene Ründi.